Pflegekind, die Zweite
Ich habe vor ein paar Tagen hier über
unseren Familienzuwachs geschrieben und dargestellt, dass die
behördliche Sorge für das Wohlergehen des Kindes beim Geld aufhört.
Die damit verbundene Konsequenz, juristischen Beistand zu suchen, war
leider unvermeidbar.
Ernsthaft: Ich mag diesen Weg nicht.
Ich bin der Ansicht, dass man auf erwachsene Art Konflikte aus dem
Weg räumen könnte. So von Mensch zu Mensch oder von Mensch zu
Behörde. Das setzt natürlich voraus, dass alle Beteiligten mit
offenen Karten spielen und keine niederen Beweggründe haben. Als
niederen Beweggrund bezeichne ich in diesem Fall z. B. die
Aufrechnung einer Kinderzukunft gegen den Inhalt der Amtskassen.
Selbstverständlich gönne ich dem
Juristen sein Honorar, davon lebt er schließlich. Dennoch meine ich,
dass Steuergelder sinnvoller eingesetzt werden könnten und sich
Gerichte nicht mit selbstverständlichen Sachverhalten beschäftigen
müssten. Eigentlich.
Gestern erhielten wir einen Anruf des
zuständigen Sachbearbeiters des Jugendamtes. Der war eine Zeit lang
krank und hatte gar nicht mitbekommen, dass mittlerweile ein Brief
vom Anwalt eingetrudelt ist.
Nach ein paar Smalltalksätzen und der
Erörterung einer merkwürdigen Angelegenheit, die aber nichts zur
Sache beiträgt, fragt er mich plötzlich recht aufgeregt nach dem
anwaltlichen Schreiben. Und dann kam der Satz, der mich fassungslos
gemacht hat:
„Wenn Sie das mit dem Geld nicht
schaffen, muss man noch einmal überprüfen, ob das Kind überhaupt
bei Ihnen bleiben kann.“
Wohlgemerkt: Auf meine Nachfrage
bestätigte er mir, dass er tatsächlich erwägen würde, das Kind
lieber aus dem Haushalt herauszureißen und in einem Heim
unterzubringen. Ein diplomierter Sozialarbeiter nimmt also billigend
in Kauf, dass ein Kind - aus der gewohnten Umgebung gerissen und in
eine andere verbracht – dort wieder herausgenommen wird. Das nenne
ich Prinzipienreiterei, zumal ein Heimplatz (abgesehen von der
psychischen Komponente) ein Vielfaches von dem kostet, was einer
Pflegefamilie zusteht.
Liebe Mitarbeiter der Jugendämter in
diesem unserem Land:
Ihr habt es nicht leicht, das weiß ich. Ihr
seht jeden Tag eine ganze Menge Kinderelend und müsst mit Gesetzen
jonglieren. Geht etwas schief, geratet ihr in den Fokus der Medien.
Das zehrt. Das könnte ich persönlich nicht. Ihr habt meinen
aufrichtigen Respekt dafür.
Aber bedenkt eins: Das Wohl eines
Kinderlebens ist kein Politikum.
Stellt beim „Eignungstest“ ruhig
diese ganzen vielen Fragen wie z. B., ob man in der Lage ist, die
Interessen des Kindes zu vertreten.
Aber droht dann nicht, wenn man
es tatsächlich tut.
Und stellt nicht die Interessen des Kindes als Geldgier der Pflegeeltern dar.
Das mögen die nicht besonders.
Das glaube ich jetzt alles nicht
AntwortenLöschenMan mag es auch nicht glauben, wenn es nur nicht so wahr wäre. Aber das ist ja kein Einzelfall.
LöschenKönntest Du mich sehen, sähest Du mich fassungslos. Es kann einem so ungeheuer viel dazu einfallen, von Verschwendung, von Lug und Trug, von Ignoranz und und Arroganz. Alles ein gewohntes Szenario in diesem Land. Aber wenigstens wenn es um ein Kind geht, dann sollte doch anstelle all dieser Dinge mal Verantwortungsbewusstsein treten...
AntwortenLöschenIch drücke Euch alle Daumen dieser Welt, dass es zum Wohle dieses Kindes ausgeht, dass Euch nicht der Mut verlässt und der Anwalt seine Sache versteht!
Liebe Grüße
Regina