Der "Alles-was-noch-da-war"-Kuchen
Man ist ja küchentechnisch für alle Eventualitäten vorbereitet. Da gibt es eine gut sortierte Speisekammer, im Kühlschrank sind immer frische Sachen für alle Gelegenheiten vorhanden, wenn eine exotische Zutat einmal aufgebraucht ist, ergänzt man sie umgehend beim nächsten Einkauf. Das versetzt uns in die Lage, sofort ein opulentes Mahl aufzutischen, wenn beispielsweise mal Angela nach potentiellen Wählern schauen möchte, oder Lisbeth, die Zweite, auf der Suche nach Meinungen zu ihrem jüngsten Enkel.
Geht es euch auch so? Mir auch nicht.
Und nachdem gestern im sozialen Netzwerk meines Vertrauens plötzlich einen ganzen Abend über lokale Kuchenspezialitäten geredet wurde, hatte ich heute Lust zu backen - obwohl ich eigentlich kein Kuchenfreund bin.
Mal nachgeschaut. Mehl, Milch, Backpulver (Überraschung), ein Ei und Zucker waren vorhanden. Teig zusammengerührt und aufs Blech damit. Aber was darauf?
Haferflocken, Kokosraspeln, ein paar Rosinen und vier schrumpelige Äpfel fanden sich auch noch. Pfanne raus, Butter geschmolzen, Kokosraspeln und Haferflocken angeröstet. Rosinen dazu, Äpfelchen geschält und in Stücke geschnitten, Zucker und Honig drunter, alles etwas karamellisieren lassen und ab damit auf den Teig.
Und was soll ich sagen? Der duftet wunderbar und wird gleich angeschnitten!
Mittwoch, 30. Januar 2013
Dienstag, 29. Januar 2013
Pflegekind, die Zweite
Ich habe vor ein paar Tagen hier über
unseren Familienzuwachs geschrieben und dargestellt, dass die
behördliche Sorge für das Wohlergehen des Kindes beim Geld aufhört.
Die damit verbundene Konsequenz, juristischen Beistand zu suchen, war
leider unvermeidbar.
Ernsthaft: Ich mag diesen Weg nicht.
Ich bin der Ansicht, dass man auf erwachsene Art Konflikte aus dem
Weg räumen könnte. So von Mensch zu Mensch oder von Mensch zu
Behörde. Das setzt natürlich voraus, dass alle Beteiligten mit
offenen Karten spielen und keine niederen Beweggründe haben. Als
niederen Beweggrund bezeichne ich in diesem Fall z. B. die
Aufrechnung einer Kinderzukunft gegen den Inhalt der Amtskassen.
Selbstverständlich gönne ich dem
Juristen sein Honorar, davon lebt er schließlich. Dennoch meine ich,
dass Steuergelder sinnvoller eingesetzt werden könnten und sich
Gerichte nicht mit selbstverständlichen Sachverhalten beschäftigen
müssten. Eigentlich.
Gestern erhielten wir einen Anruf des
zuständigen Sachbearbeiters des Jugendamtes. Der war eine Zeit lang
krank und hatte gar nicht mitbekommen, dass mittlerweile ein Brief
vom Anwalt eingetrudelt ist.
Nach ein paar Smalltalksätzen und der
Erörterung einer merkwürdigen Angelegenheit, die aber nichts zur
Sache beiträgt, fragt er mich plötzlich recht aufgeregt nach dem
anwaltlichen Schreiben. Und dann kam der Satz, der mich fassungslos
gemacht hat:
„Wenn Sie das mit dem Geld nicht
schaffen, muss man noch einmal überprüfen, ob das Kind überhaupt
bei Ihnen bleiben kann.“
Wohlgemerkt: Auf meine Nachfrage
bestätigte er mir, dass er tatsächlich erwägen würde, das Kind
lieber aus dem Haushalt herauszureißen und in einem Heim
unterzubringen. Ein diplomierter Sozialarbeiter nimmt also billigend
in Kauf, dass ein Kind - aus der gewohnten Umgebung gerissen und in
eine andere verbracht – dort wieder herausgenommen wird. Das nenne
ich Prinzipienreiterei, zumal ein Heimplatz (abgesehen von der
psychischen Komponente) ein Vielfaches von dem kostet, was einer
Pflegefamilie zusteht.
Liebe Mitarbeiter der Jugendämter in
diesem unserem Land:
Ihr habt es nicht leicht, das weiß ich. Ihr
seht jeden Tag eine ganze Menge Kinderelend und müsst mit Gesetzen
jonglieren. Geht etwas schief, geratet ihr in den Fokus der Medien.
Das zehrt. Das könnte ich persönlich nicht. Ihr habt meinen
aufrichtigen Respekt dafür.
Aber bedenkt eins: Das Wohl eines
Kinderlebens ist kein Politikum.
Stellt beim „Eignungstest“ ruhig
diese ganzen vielen Fragen wie z. B., ob man in der Lage ist, die
Interessen des Kindes zu vertreten.
Aber droht dann nicht, wenn man
es tatsächlich tut.
Und stellt nicht die Interessen des Kindes als Geldgier der Pflegeeltern dar.
Das mögen die nicht besonders.
Freitag, 18. Januar 2013
Charleston
Friedchen ist ja recht geduldig bei den Anproben.
Die beste Schwiegerma der Welt (TM) hat mir zu Weihnachten dieses wunderschönes Seidengarn mit Perlchen geschenkt.
Schwiegerma und Frau Fadentanz, die ihre Seide nicht mehr aus der Hand geben wollte. :) |
Zuerst wollte ich ein Tuch daraus stricken. Bei 460m Lauflänge muss man ja ein bisschen überlegen - ewig reicht das Garn ja nicht. Für ein Lacetuch aber war die Seite einfach zu dick, da hätte es 6er-Nadeln gebraucht und das war mir zu grob nach ein paar Reihen. Also aufgeribbelt und nachgedacht, was man damit kombinieren könnte.
Das war übrigens einer meiner ersten Versuche mit dem Wollwickler, ist noch nicht so ganz professionell... |
In meinem Wollvorrat fand ich noch ein Rest Filigran (ca. 50g).
Und dann habe ich mich an die Indienkleider erinnert, die ich in den 70ern/80ern getragen habe. Kennt ihr die noch? Manchmal hatten die einen Häkeleinsatz und da dachte ich mir: So etwas geht doch auch bestimmt in Verbindung mit Gestricktem.
Gedacht und angefangen.
Friedchen ist ja recht geduldig bei den Anproben.
Erinnert hat mich das fertige Projekt dann aber doch eher an die 20er Jahre.
Und deshalb habe ich es Charleston genannt.
Lana Grossa - Tasche
Also bleibt nur das Aufhübschen.
Und endlich habe ich auch eine Verwendung für meinen ersten Free-Crochet-Versuch gefunden.
Wie habe ich mich gefreut, als ich in der Adzwändz-Zeit Post von meinem Wolldealer bekommen habe. Drin war ein Gutschein über eine Filztasche, die man bei einem Kauf von Wolle für 30 € bekommt. Gut, nun fiel es mir ja schwer, so viel Wolle auszusuchen, dass ich auf 30 € kam. *hüstelchen* Aber es war dann doch geschafft und ich bekam die lang erwartete Tasche.
Ich gestehe, dass ich enttäuscht war. Das kann Lana Grossa doch eigentlich besser...
Der Filz ist dünn und labberig wie ein Stück aufgeweichte Pappe. Aber die Tasche ist schön groß und eignet sich hervorragend zum transportieren von "Für-unterwegs-Strickzeug".
Also bleibt nur das Aufhübschen.
Erinnerungen aus dem Unterrichtsfach "Textiles Werken" Level Grundschule zusammengekramt. Nähen ist ja nicht so meins. Muschelrand gearbeitet, den auch ein Häkellegastheniker wie ich hin bekommt.
Und endlich habe ich auch eine Verwendung für meinen ersten Free-Crochet-Versuch gefunden.
Mittwoch, 16. Januar 2013
Pflegekind
Es kommt immer wieder vor, dass Kinder
von ihren leiblichen Eltern temporär oder dauerhaft nicht betreut
werden können. Das hat verschiedene Gründe und muss nicht weiter
thematisiert werden. Fakt ist aber, dass Kinder ein Recht auf eine
sichere, geordnete und liebevolle Umgebung haben, in denen sie
gefördert werden. Diese Kinder in Pflegefamilien unterzubringen, ist
oft die einzige Möglichkeit, um dieses Recht zu gewährleisten.
Einige Ereignisse der letzten Jahre
haben jedoch gezeigt, dass – trotz Betreuung durch die Jugendämter
– erhebliche Missstände auftreten. Die traurigen Meldungen, die
wir aus der Presse kennen, sind vermutlich nur die Spitze des
Eisberges. Um so verständlicher (und wünschenswert), dass die in
die Kritik geratenen Jugendämter sensibilisiert worden sind, und
stärkere Überprüfungen der potentiellen Pflegefamilie durchführen.
Manchmal wird ein Kind in eine
Pflegefamilie innerhalb der Verwandtschaft gegeben. Auch das ist
wünschenswert, wenn die Alternative beispielsweise ein
Heimaufenthalt wäre. Verwandte sind dem Kind in der Regel bekannt
und vertraut, so dass eine Eingliederung wesentlich stressfreier
geschehen kann. Es ist ebenso selbstverständlich, dass auch
Verwandte intensiv auf Tauglichkeit für die neue Aufgabe überprüft
werden. Beispielsweise wird – wie bei allen potentiellen
Pflegeeltern – ein „Erweitertes Führungszeugnis“ gefordert,
eine intensive Untersuchung durch das Gesundheitsamt (inkl.
Drogenscreening) durchgeführt, ein umfassender Fragebogen
ausgewertet, sowie eine persönliche Einschätzung des zuständigen
Sachbearbeiters gemacht.
So ist es uns auch geschehen.
Ich habe Fragen über Vorerkrankungen
beantwortet, und ob ich es wirklich gut finde, so ganz überraschend
ein Kind in meinem Haushalt aufnehmen zu müssen. Ich wurde von Kopf
bis Fuß abgetastet und habe artig angegeben, ob mir hier oder
dort etwas weh tut. Ich bin in Unterwäsche auf Spitzen und Hacken
vor der Amtsärztin umhergewandert, habe bewiesen, dass ich mit den
Händen auf den Boden komme, wenn ich mich im Stehen herunter beuge,
gezeigt, dass meine Gelenke funktionieren, dass ich kein Übergewicht
habe. Ja, ich bin 48 und fühl' mich jung! Über manche der
geforderten Übungen konnte man sich wundern, zumindest habe ich
erfahren, dass ich fit wie eine 30jährige bin. Das ist doch schon
mal etwas.
Das „Erweiterte Führungszeugnis“
war wie erwartet ohne Eintrag.
Wir haben wahrheitsgemäß bestätigt,
dass wir mit dem Kind kulturelle und brauchtümliche Events besuchen
werden, es vor Missbrauch und Misshandlungen schützen können, es in
weltanschaulichen Fragen nicht in einen Kulturschock stürzen,
soziale Kontakte unterstützen werden – kurz: Herr Fadentanz und
ich konnten glaubhaft machen, dass wir dem Kind nichts Übles wollen,
es fördern können und alles daran setzen, es zu einem
selbstbestimmten Erwachsenen zu erziehen.
Wir wurden als geeignet befunden und
sind seit ca. drei Monaten nun um ein Familienmitglied reicher.
Und sie lebten glücklich und zufrieden
bis zur Mündigkeit des Kindes oder bis zur Rückführung in die
Obhut der leiblichen Mutter...
… das wäre schön, oder? Doch wo es
im Märchen aufhört, beginnt es im realen Leben.
Da gibt es die Begriffe
„Vollzeitpflege“ und „Verwandtschaftspflege“. Auf unsere
Fragen hin, was der Unterschied ist, „lernten“ wir vom
Sachbearbeiter, dass Vollzeitpflege bis zur Mündigkeit des Kindes
andauert, Verwandtschaftspflege aber durchaus eine temporäre
Angelegenheit ist, bis die leibliche Mutter wieder selber für ihr
Kind sorgen kann. Prima, dachten wir. Weil wir nämlich das Letztere
hoffen, entscheiden wir uns doch einfach für die
Verwandtschaftspflege.
Große Begeisterung und Engagement von
Seiten des Jugendamtes.
Jeder weiß nun, dass es für das
Kindeswohl durchaus auch förderlich ist, es finanziell unterstützen
zu können. Das macht man in der Familie sowieso gerne und ohne große
Diskussion. Wenn man es sich leisten kann. Wenn die zur Verfügung
stehenden Einkünfte aber gerade so eben für zwei Leute reichen,
wird es zum Problem, wenn eine dritte Person hinzu kommt. Gerade
dann, wenn es sich um ein Kind handelt. Bin eigentlich nur ich (und
die anderen, die ein Kind betreuen) der Ansicht - im
Gegensatz zur Meinung von gut verdienenden Politikern -, dass ein Kind sogar mehr
Bedarf an finanziellen Mitteln hat als ein Erwachsener?
Kein Problem, meinte der
Sachbearbeiter. Es gibt Pflegegeld. Kurz ergoogelt, wie viel das ist.
In NRW beträgt der Pflegesatz für Kinder bis zum vollendeten 6.
Lebensjahres 677 € monatlich, das Kindergeld wird hälftig
angerechnet, eine winzige Aufwandsentschädigung für die
Pflegeeltern inklusive.
Der Bescheid kam in Form von … (an
dieser Stelle ist ein Tusch angebracht) … Sozialhilfe in Höhe von
105 € monatlich zzgl. Kindergeld. Damit ist das Kind ein Sozialfall
geworden.
Trotz eindeutiger Gesetzeslage und
entsprechenden Urteilen wird von den Städten ein Unterschied gemacht
bei Verwandtschaftspflege und Vollzeitpflege.
Weil: Omma und Oppa machen das schon
und vor allem gerne. Sind ja Omma und Oppa.
Und jeder weiß ja
nun, dass Oma und Opa Butter aufs Brot, Schuhe, Kleidung,
Spielsachen, Pommes und Eis bei Zoobesuchen, Sportvereinsbeiträge,
Karnevalskostüme und diese ganzen anderen kleinen nutzlosen
Dinge, die ein Kinderleben unbeschwert machen können, auf magische
Weise aus Luft und Liebe herstellen können.
Denn natürlich bedeutet es eine
immense Spanne, 105 € im Monat an Sozialhilfe zu zahlen als den Anspruch auf
Pflegegeld einzuräumen, der aktuell auf einen Betrag bis 857 € für
das 14.-18. Lebensjahr anwächst.
Beim Geld hört halt die behördliche Sorge um das
Wohlergehen des Kindes auf.
Ja, mir ist es bekannt, dass viele
Kinder in Deutschland von einem Betrag leben müssen, die dem
Gesetzgeber die Schamesröte ins Gesicht treiben müsste, wenn er
nicht zu sehr damit beschäftigt wäre, Diäten für seine Kumpels zu
sichern.
Leben diese Kinder aber gut? Ist es
würdevoll für eine Familie, um jeden Zuschuss für Kleidung,
Bildung oder Ausflüge betteln zu müssen? Und deshalb ist es wieder
einmal so, dass nichts ohne einen Anwalt und vermutlich eine Klage
läuft.
Ich gründe demnächst eine Bank. Damit
kann ich mich dann regelmäßig auf Staatskosten (von euren
Steuergeldern) sanieren lassen.
Abonnieren
Posts (Atom)