Donnerstag, 23. Februar 2012

Mathe-König der Herzen (c)

Irgendwo im Netz schwirrt eine "Verstrickte Dienstagsfrage" herum, deren aktuelles Thema sinngemäß "Wie verhält sich euer Mann/Partner/Lebensabschnittsgefährte/ehrenamtlicher Wollehalter/Trauerbegleiter bei vermurksten, aber ehemals hoffnungsvollen, Projekten/Faxenmacher zu eurer Strickselei" ist. 
Normalerweise mache ich dabei nicht mit (ich vergesse das immer), diesmal eigentlich auch nicht, aber hier ist mal eine intensivste Liebeserklärung fällig.

Zunächst der gefürchtetste aller Sätze nach dem Vorschlag "Lass uns doch am Wochenende einen Dia-Abend von unserem letzten Urlaub machen" (Kennt das noch wer?): 
"Da muss ich etwas weiter ausholen..."
Diesen Satz könnte ich mir sparen, wenn man mich seit der Schulzeit kennen würde. Tun aber die wenigsten. Deshalb müsst ihr da nun durch. 

Es war einmal eine hoffnungsvolle (weil kreative) Bloggerin in spe, die seinerzeit in der Gesamtschule Oberhausen-Osterfeld ihr Abitur machen wollte.. sollte. Ach nee, schon wollte. Ganz toll fand sie Deutsch, Geschichte, Philosophie und ihren Kunst-Leistungskurs (man erkennt schon in etwa die Tendenzen...). Blöd nur, dass man zu dieser Zeit mindestens (heute ist es noch deprimierender) bis zum Jahrgang 12.2 erfolgreich (meint das Erreichen von 1 Punkt, oder als Note 5-) Mathekurse belegen musste. Leider hatte diese Bloggerin in spe schon darum zu kämpfen, diesen einen Punkt für "am Kurs teilgenommen oder so" zu erreichen. Hat nicht an den Lehrern gelegen. Ihr letzter Mathelehrer opferte mehrmals täglich Freistunden, um ihr Nachhilfe zu geben. Es sollte sich herausstellen, dass die arme Schülerin unter Dyskalkulie (ich sach ja immer: Mathe-Legasthenie) litt. Den Mitleidspunkt für "bestanden" erhielt sie dennoch; vermutlich durch das besondere Schönschreiben ihres Namens auf dem Kopfblatt der Klausur, die ansonsten nur Fehler aufwies. 
Ihr ahnt es: diese Bloggerin in spe bin ich gewesen... 
Dreisatz habe ich in der Berufsschule gelernt (und gleich wieder vergessen).

Mal ehrlich: wer braucht eigentlich Mathematik, wenn er kein Mathematiker werden will? Niemand, oder? Ich brauche das echt nicht. Wie viel zwei Pakete Kaffee kosten, wenn nur eins 4.59 Öcken kostet - bitte, das ist doch leicht. Für alles andere habe ich meinen Taschenrechner (auf dem Rechner). Feine Erfindung das. 

"30 M und 32 R re. mit dem dicksten Garn und den kleinsten Nadeln = 10x10cm". So steht es in der Anleitung für einen Rock mit einem interessanten Farbverlauf, ohne Wolle mit Farbverlauf zu haben, sondern fünf Einzelfarben. Nämlich in dem Buch "Stricken Deluxe" von Laura Zukaite, was mir letztens in der Buchhandlung nachgelaufen ist und sich nicht abschütteln ließ. Wollte ich dringend ausprobieren. 
Verschiedenfarbige Wolle gleicher Marke habe ich noch von vergangenen Projekten. Natur, hellblau, blau, graubraun, dunkelgrau. Ich bin gespannt und mache fröhlich eine Maschenprobe. Bei mir ergeben aber schon 20 Maschen und eine Reihenanzahl x 10x10cm. Die Wolle ist halt dicker. Dachte ich mir schon, aber mit soooo einem Unterschied...?
Mathematik brauche ich nicht. Eiskalt erwischt.
Ich: "Mist"
Herr Fadentanz daddelt: "Wassn?" fragt er halb anwesend.
Ich: "Aaaalso hör mal..." er klickt alarmiert auf *Pause*
Ich: "Ich hatte dir doch letztens mal erklärt, wofür eine Maschenprobe ist...?"
Er: "Jaha..." (und überlegt). Ich erkläre es ihm noch mal fix.
Er: "Ach ja."
Ich: "Ja, und nun habe ich folgendes Problem...blablabla..blabla..."
Und er öffnet Excel (bzw. die freie Version von  OpenOffice) und formelt vor sich hin und nimmt mein Buch zur Hand und guckt und liest und tippert wieder ein und *Tadaaaa*, rechnet meine Anleitung um und erklärt mir das Ganze auch noch. Nicht, dass ich jetzt... aber lassen wir das.

Gut, er hat mich ein bisschen ausgelacht, aber damit muss ich wohl leben. Ich habe auch schon mal mit dem Taschenrechner 20% von 100 ausgerechnet und mich hinterher wirklich geschämt. Ich kann also sowas aushalten.

Das war eigentlich meine "Verstrickte Dienstagsfrage".
Bis auf seine Entensitztanzversion, wenn er mein Stricken animiert, kann ich echt nix gegen sagen. 

4 Kommentare:

  1. Deine Schreibweise ist phänomenal ;) ich habe mich köstlich amüsiert und bin auch ein Mathe Legastheniker und das mit den 20% von 100 auf Taschenrechner kenne ich auch...ggg...man kann nicht alles können ;) steh ich zu

    ganz liebe Grüße
    Barbara

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  2. Sehr schön geschrieben, macht Spaß zu Lesen :)) Die häusliche Stimmung kommt mir bekannt vor. Mann zockt, Frau strickt *g*
    Liebe Grüße
    Sandra

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  3. Haaaach, haste das wieder schöne rübergebracht..... Wie man sich da so herrlich wiedererkennen kann, großartig!
    "Dich" zu lesen ist einfach phänomenal.
    Lieben Gruß und ich bin gespannt auf die nächste Etüde ;-))
    Froggie
    P.S. überleg doch mal bitte, eventuell in die ständig wachsende Reihe der Sicherheitsfragenabschalter einzusteigen, dis neeervt.....

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    1. Die Sicherheitsabfrage müsste jetzt abgeschaltet sein

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